Ha! Ich bin bereit. Suuuuper bissi-mäßig (bissi = business)
gestylt. Ja ihr lieben Kunden, ich komme.
Gleich.
Verdammt, ich hatte noch keinen Kaffee.
Wenn man müde ist, kann ein Schaf keinen Baum rausreißen.
Schlurf. Kaffeemaschine – ich komme.
20 Minuten später.
Wow, geht es mir jetzt gut!
Frisch, mit voller Energie bleibe ich mit der rechten
Hinter-Hufe an einem Stapel Schmutzwäsche hängen. Ts, ts, ts. Bin ich FROH,
dass ich raus zur Akquise muss. Habe ja noch genug Wäsche im Stall – äh –
Schrank. Klar. So etwas hält mich nicht auf.
Nicht heute.
Ich stehe da drüber und stolziere an diesem völlig
unwichtigen Detail meiner Unordnung vorbei. Habe ich erst genug Kunden
„aufgerissen“, kann ich mir alle Haushaltshilfen leisten, die ich will. JA!
Guuute Idee. Dann mal los.
Quietschend geht die Tür auf, gibt meiner Energie mit einem
Seufzer nach und entlässt mich aus meinem wohligen Heim. Da, wo ich sicher bin.
Und keine Gefahren auf mich lauern. Vor allem keine bissigen Kunden. Die nur
darauf warten, mich in der Luft argumentatorisch zu zerfleddern. Ich bin
tot. Dann ist es Leichenfledderei. Mit
wachsender Panik sehe ich zu, wie meine Hufe unter mir nachgeben, dem Druck des
Augenblicks nicht gewachsen sind. Gut, das meine linke Vorderhufe den Türknauf
noch festhält. Ich wäre zu Boden
gegangen...
Nein, also SO kann ich nicht verkaufen. Das würde selbst der
beste Trainer einsehen. Tut mir leid, ich KANN nicht. Ich habe gerade einen
Schwächeanfall. Bestimmt bekomme ich die Schweine-Grippe (neuesten Studien zufolge
ist sie auf das Schaf übertragbar!) oder die Maul- und Klauenseuche. Mein Maul
ist schon ganz trocken. Schluck. Ich darf nicht krank werden. Ich bin topp
geschult und ein echt schafer Hund im Verkauf! Nur gerade jetzt nicht. Man wird
doch mal einen schlechten Tag haben können. Außerdem will ich niemanden
anstecken.
Ok. Ich bleibe zu Hause. Aber ich beuge mich ungern der
höheren Gewalt.
Und nun?
Kann ich doch Wäsche waschen. Ach nein, ich bin ja krank.
Dann mache ich mir wohl besser einen Tee. Aus Kräutern. Wer weiß, wann die
Blümchenwiese mich wieder hat...
Meinem Hals geht es schon viel besser. Vielleicht kann ich
dann Telefon-Akquise machen? Klar, eine gute Idee. Wollen wir doch mal ehrlich
sein. Draußen regnet es Strippen. Wer macht da einem triefend nassen und
unangenehm riechenden Strassen-Schaf die Tür auf? Auch wenn ich eine
Verkaufs-Sau bin, habe ich immer noch meine flauschige Wolle als Tarnung.
Nun dann werde ich es mir am Telefon bequem machen. Super
gestylt bin ich noch. Oje. Mein Schreibtisch ist etwas – na sagen wir –
chaotisch. So KANN ich nicht ordentlich arbeiten. Wenn das jetzt wie ein dejavù
klingt, könntest du recht haben.
30 lange Minuten später.
Nein. 38 Minuten. Es hat etwas länger gedauert.
Mein Schreibtisch gibt nun Platz für Telefonate her.
Meinen Business-Planer habe ich korrekt
vor mich hingelegt und aufgeschlagen. Der beste Stift liegt aktionsbereit
daneben. Nun kann es losgehen.
Wen rufe ich an? Oh. Wo ist das Telefonbuch? Internet geht
auch. Mal sehen, was besser funktioniert. Ich suche meine Telefonbuch. Wo habe
ich das verflixte Ding nur abgelegt??? Der Computer ist schon an. Ich kann
multitask, das habe ich bei Frauchen abgeschaut.
Ich bin bereit. Ohne Telefonbuch. Wer braucht schon eins,
wenn er ein schafes Netzwerk hat?
So, zwei Nummern habe ich notiert, die Inhaber auch (ich
rede nur mit Chefs!).
Ich lasse mein Telefon klingeln. Mindestens einmal. Das muss
reichen. Sagt mal, arbeiten die denn nicht? Wie wollen die Geld verdienen, wenn
keiner ans Telefon geht. Ich sollte gleich ein Telefonseminar mit anbieten...
Bin ich ein geschäftstüchtiges Schaf. Ich erkenne Probleme gleich und packe sie
an.
Nach 10 Minuten und weiteren drei Anrufversuchen gebe ich
auf. Kalt-Akquise draußen ist wesentlich erfolgreicher. Wäre ich nur nicht
krank geworden.
Morgen ist auch noch ein Tag.
SchafLOTTE®
Autorin: Simone Busack
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